Hamburg will nach den Ringen greifen – doch der Senat stolpert schon an der Vereinsgastro.

München hat gezeigt, wie Olympia-Begeisterung geht. Ein klares Ja der Bürgerinnen und Bürger, Aufbruchstimmung, sichtbare Werbung in der Stadt. Hamburg dagegen? Ernüchterung. Eine vom NDR veröffentlichte, gewichtete Umfrage unter 6.300 Teilnehmenden zeigt: 60 Prozent lehnen Olympische Spiele in Hamburg ab. Nur ein Viertel ist dafür – noch weniger als beim letzten Versuch 2015. Selbst viele Sportvereinsmitglieder winken ab.

Das ist mehr als nur Skepsis – es ist ein Misstrauensvotum gegen den Senat. Die Sorge, Olympia mache Hamburg jahrelang zur Dauerbaustelle, ist weit verbreitet. Tatsächlich ist Hamburg das längst – durch schlechte Baustellenkoordination, langsamen Fortschritt und eine Regierung, die Stillstand mit Zufriedenheit verwechselt. Das ewige „Weiter so“ hat Hamburg seine einstige Dynamik gekostet.

Einst war die Stadt das „Tor zur Welt“. Heute droht sie, den Anschluss an andere Metropolregionen zu verlieren: Der Hafen fiel im weltweiten Ranking des Umschlagsvolumens von Platz 8 (2005) auf Platz 23 (2024). Der Finanzplatz schwächelt, Investitionen in Forschung und Entwicklung bleiben aus. Gerade deshalb wäre Olympia eine Chance, Hamburg international sichtbar zu machen – eine, die der Senat verspielt. Statt Begeisterung zu wecken, setzt Rot-Grün auf ein blutleeres, bürokratisches Beteiligungsformat (https://olympiabewerbung.beteiligung.hamburg), das mehr Frust als Vorfreude erzeugt.

Und während Hamburg von Olympia träumt, vernachlässigt der Senat die Basis des Sports – die Vereine, wie Anfrage von Antje Müller-Möller eindrucksvoll beleuchtet. Die Vereine sind es, die Tag für Tag Integration, Ehrenamt und Nachwuchsförderung leisten. Doch statt Unterstützung gibt es Hindernisse. Weil sie die immer steigenden Heizkosten nicht stemmen können, wollen viele Vereine ihre Hallen mit Photovoltaik und Wärmepumpen klimafreundlich betreiben. Doch seit sechs Jahren werden die Vereine blockiert, weil der Senat es nicht schafft, eine juristisch korrekte Regelung für die ggf. erwirtschaftete Einspeisevergütung von 7,86 Cent pro Kilowattstunde zu schaffen. Der Senat hat längst einen Lösungsvorschlag – er setzt ihn nur nicht um. Das kostet die Vereine täglich Geld und Nerven.

Bei der Vereinsgastronomie zeigt sich das gleiche Bild. Viele Sportvereine unterhalten auf städtischen Grundstücken kleine Gastronomien – nicht, um Gewinne zu erzielen, sondern um Begegnungsorte zu schaffen und den Vereinsbetrieb zu stützen. Wegen ihrer Gemeinnützigkeit dürfen sie ohnehin keine Überschüsse erwirtschaften. Dafür verlangt die Stadt seit Jahren Kleckerbeträge von den Vereinen. Diese Beiträge, zu Zeit sind es rund 93.000 Euro, die jährlich von allen Vereinen an die Bezirke fließen, sollen wegen einer vom Senat vermuteten, aber nicht näher aufgeklärten Gerechtigkeitslücke neu geregelt werden. Die Vereine protestieren insbesondere wegen der neuen Bürokratie, die auf sie zukommt.

In Altona ist die Liste des sportpolitischen Versagens lang: Der fest zugesagte und dringend benötigte vierte Sportplatz in der Baurstraße wurde immer noch nicht aktiviert. Trotz Bedarf, Möglichkeit und drängenden Bitten von seitens des Sports wird das neue Stadion am Diebsteich nicht drittligatauglich ausgebaut. Erst nach erheblichem politischem und medialem Druck beginnt nun endlich die Ertüchtigung einzigen Leichtathletikanlage, die wegen Gesundheitsgefährdung kurz vor der Schließung stand. Anders als im Fußball gibt es für Hockey keine strategische Förderung von Kunstrasenplätzen. Und selbst auf der grünen Wiese versagt der Senat. Für das neue Stadtquartier Science City, das Platz für 15.000 Menschen bietet, existiert weder ein Sportkonzept noch sind Universitätssportanlagen vorgesehen. Ein Schwimmbad für Wettkämpfe im Bereich Bahrenfeld, Osdorf, Lurup: Fehlanzeige. Was allerdings immer klappt ist die gebetsmühlenartig wiederholte Worthülse: Active City.

All das zeigt: Diesem Senat fehlt die Leidenschaft für den Sport – und damit das Verständnis für seine Bedeutung. Wer die Vereine hängen lässt, verspielt nicht nur Vertrauen, sondern auch Zukunft. Olympia wäre eine große Chance, Hamburg neuen Schwung, internationales Profil und eine Perspektive über den Tag hinaus zu geben. Doch eine Stadt, deren Regierung die Begeisterung für den Sport verloren hat, wird auch keine Begeisterung für Olympia entfachen.

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