Und das aus gutem Grund: viele Frauen haben Beschimpfungen, Drohungen, und sexuelle Belästigung selbst erlebt. Oder sie haben Angst vor weiteren Übergriffen gewalttätiger Männer.
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts zeigt: diese Angst ist berechtigt. 2024 wurden 53 451 weibliche Opfer von Sexualdelikten registriert.
Die Angst verändert nicht nur die Art und Weise, wie Mädchen und Frauen ihren Alltag erleben. Sie verändert auch ihr Verhalten. Wege und Orte werden bewusst vermieden – und viele Mädchen und Frauen verhalten sich so vorsichtig und zurückhaltend wie nur irgend möglich. So wird ihre Freiheit drastisch eingeschränkt – und das dürfen wir nicht einfach als Tatsache hinnehmen.
Eine wirksame Kriminalprävention ist am wichtigsten. Zugleich sind weitere Maßnahmen nötig, damit Frauen sich frei und sicher im öffentlichen Raum fühlen und bewegen können. Die CDU-Fraktion hat die vorhandenen Maßnahmen kritisch geprüft. Vieles kann Rot-Grün hier besser machen – ergänzend fordert die CDU die Umsetzung weiterer effizienter Hilfen. Denn in anderen Kommunen in Deutschland wird teils viel mehr getan, damit Frauen und Mädchen sich im öffentlichen Raum sicher fühlen können.
Vor diesem Hintergrund hält die CDU fest:
Die Kampagne „Sicher unterwegs im HVV“ ist ein guter Anfang. Hier werden tatsächlich Tipps gegeben, die hilfreich sein können. Das Problem: sie sind schlecht kommuniziert und viele wissen nichts davon. Außerdem gibt es potenziell gefährliche Lücken: Beim Heimweg-Telefon etwa sind die ehrenamtlichen Helfer nicht die ganze Nacht erreichbar. Oder der Wunschausstieg aus dem Bus ist nur begrenzt möglich. Dazu kommt, dass die Regeln für letzteren derart kompliziert und schlecht erklärt sind, dass niemand weiß, wann er nun von diesem Angebot Gebrauch machen kann und wann nicht.
Das wichtige, für das 1. Quartal 2025 angekündigte Pilotprojekt zum stillen Alarm per WhatsApp lässt auf sich warten. In vielen brenzligen Situationen sehen sich die Opfer jedoch nicht in der Lage, die Ruftaste in der Bahn zu betätigen. Die Videoüberwachung in S- und U-Bahn dient zudem vor allem der Aufklärung von bereits begangenen Straftaten. Apps wie „SafeNow“ ermöglichen es Benutzerinnen, in einer Notsituation jederzeit Freunde oder Verwandte zu alarmieren und dabei einen punktgenauen Standort zu übermitteln. Am Hamburger Hauptbahnhof wurden Alarme im Rahmen eines Pilotprojektes sogar direkt an Sicherheitspersonal weitergeleitet. Dieses Projekt wurde jedoch aufgrund einer niedrigen Anzahl ausgelöster Alarme zum 30. Juni 2025 bedauerlicherweise beendet. Völlig außer Acht gelassen wurde dabei, dass allein die Verfügbarkeit der Hilferuf-App das Sicherheitsgefühl stärkt. Vielen war das Projekt außerdem unbekannt – wieder einmal wegen mangelnder Werbemaßnahmen.
Auch andere Projekte zur Stärkung des Sicherheitsgefühls von Frauen und Mädchen scheitern in Hamburg daran, dass sie nicht ausreichend beworben werden. Hilfezeichen oder Codes, mit denen man sich in öffentlichen Räumen diskret Unterstützung holen kann, oder Awareness Teams sind in anderen Bundesländern bereits Teil großer Initiativen. Hamburg hinkt hinterher.
Kampagnen wie „Louisa ist hier“ aus Münster informieren darüber, dass Frauen und Mädchen in teilnehmenden Einrichtungen und Lokalitäten mit der Codefrage „Ist Luisa hier?“ diskret Hilfe beim Personal bekommen können (hier geht es zur Kampagne).
Im Rahmen der Kampagne „Frauen sicher unterwegs“ werden in Münster bereits seit 2017 Erkennungszeichen wie Schnapparmbänder und Leuchtwesten an Frauen verteilt, die anderen Frauen durch das Tragen dieser signalisieren, dass sie sichere Ansprechpartnerinnen sind (hier geht es zur Kampagne).
Viele Städte haben außerdem sogenannte Frauen-Taxis eingeführt, die oft durch Gutscheinsysteme oder ermäßigte Fahrpreise dafür sorgen, dass weniger Frauen oder Mädchen aus Kostengründen Risiken auf dem Heimweg eingehen. Heidelberg bietet bereits seit 1992 ein Frauen-Taxi an und meldete im Jahr 2019 alleine 11.160 Fahrten, was die hohe Nachfrage nach diesem Angebot zeigt. Auch andere Städte wie München, Mannheim, Köln und Freiburg bieten mittlerweile Frauen-Taxis an, während Frankfurt ein Pilotprojekt plant.
Wien glänzt sogar mit einer Stadtplanung, die auch darauf abzielt, dass Angsträume für Frauen und Mädchen gar nicht erst entstehen.
Neben dem direkten Hilfsangebot setzen diese Kampagnen und Angebote ein klares Zeichen gegen sexualisierte Belästigung und Gewalt. Sie machen aktiv aufmerksam auf das gesellschaftliche Problem der Gewalt gegen Frauen und Mädchen – und tragen bestenfalls zu einer Änderung des öffentlichen Bewusstseins bei. Sie schaffen zudem ganz real sichere Räume für Frauen und Mädchen.
Auch in Hamburg ist es dringend notwendig, das Sicherheitsgefühl ebenso wie die tatsächliche Sicherheit von Frauen und Mädchen durch großflächige Initiativen zu stärken und Betroffenen Unterstützung und Schutz zu bieten.
Darum hat die CDU-Fraktion in ihrem Antrag den rot-grünen Senat eindringlich aufgefordert, folgende Maßnahmen endlich umzusetzen:
1. Eine Kampagne nach dem Vorbild der Initiativen in Münster zu starten, um mehr
Frauen und Mädchen über Hilfsangebote zu informieren.
2. Zu prüfen, ob und wie das Heimweg-Telefon künftig nachts länger erreichbar sein kann.
3. Die Regelungen zum Wunschausstieg beim Bus anwenderfreundlicher und
einfacher zu gestalten und diese auch effektiv bekannt zu machen.
4. Hilfsangebote der Kampagne „Sicher unterwegs im HVV“ wirksam zu bewerben.
5. Pilotprojekt „stiller Alarm per WhatsApp“ umgehend zu starten und anschließend auszuwerten.
6. Nach dem Vorbild Wiens die Vermeidung von Angsträumen in die Stadtplanung
mit einzubeziehen und bereits vorhandene Angsträume zu identifizieren und beseitigen.
7. Zu prüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen ein Pilotprojekt zur Einrichtung
eines Frauen-Taxis in Hamburg gestartet werden kann.
Rot-Grün hat diesen Antrag abgelehnt. Offensichtlich ist man in den Regierungsfraktionen nicht der Meinung, das Sicherheitsgefühl oder die reale Sicherheit von Frauen und Mädchen in Hamburg steigern zu müssen. Ein grobes Versäumnis auf Kosten der potenziellen Opfer.